Nachhaltigkeit neu gedacht: Das DGNB System für kleine Wohngebäude

July 29, 2024
Benjamin Klein

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Inhaltsverzeichnis
Großes Potenzial für mehr Nachhaltigkeit: kleine Wohngebäude mit dem DGNB System sanieren oder bauen Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) hat kürzlich ihr Zertifizierungssystem für die Sanierung und den Neubau von kleinen Wohngebäuden in der Version 2024 veröffentlicht. Das System, das speziell für Ein- und Zweifamilienhäuser sowie kleine Mehrfamilienhäuser mit bis zu zwölf Wohneinheiten entwickelt wurde, kann seit Anfang Juli bei der DGNB angemeldet werden. Dieses neue System verspricht, die Bau- und Immobilienbranche nachhaltiger zu gestalten und bietet verschiedene Vorteile für Bauherren, Planer und Bewohner.

Was macht ein nachhaltiges Wohngebäude aus?

Johannes Kreißig, Geschäftsführender Vorstand der DGNB, und Ralf Pimiskern, Abteilungsleiter der DGNB Zertifizierung, geben im Interview Einblicke in die Merkmale nachhaltiger Wohngebäude und die Hintergründe der Systemüberarbeitung. Ralf Pimiskern betont, dass nachhaltige Gebäude durch eine gute Aufenthaltsqualität, Barrierefreiheit und Wohngesundheit gekennzeichnet sind. Wichtig ist auch die Vermeidung von Schadstoffen im Gebäude. Ein nachhaltiges Haus aus Holz beispielsweise hat einen geringeren Schadstoffgehalt in der Luft und eine andere Atmosphäre. Auch die Energieeffizienz und der Einsatz erneuerbarer Energien wie Photovoltaikanlagen spielen eine zentrale Rolle. Johannes Kreißig ergänzt, dass der sommerliche Wärmeschutz ein wichtiger Aspekt ist, um eine angenehme Raumtemperatur ohne Klimaanlage zu gewährleisten. Dies ist besonders relevant in Zeiten steigender Temperaturen. Durch richtiges Lüften und die passende Bauweise kann auf Klimaanlagen verzichtet werden.

Das DGNB System als Unterstützung bei der Umsetzung von Nachhaltigkeit

Das DGNB System dient als Planungs- und Qualitätssicherungstool. Es definiert zentrale Themen wie Klimaschutz, Kreislaufwirtschaft und Zukunftsfähigkeit und legt fest, welche Qualitäten für eine nachhaltige Sanierung oder den Bau kleinerer Wohngebäude umgesetzt werden müssen. Johannes Kreißig betont, dass das System auch die Wohnqualität und das Wohlbefinden der Nutzer berücksichtigt. Es berücksichtigt zudem besondere Merkmale kleiner Wohngebäude und bietet Bauherren über den Zertifizierungsprozess Einblicke in die besonderen Anforderungen und Gefahren, die an ihrem Standort bestehen könnten, wie Überschwemmungen oder extreme Hitze.

Neuerungen des DGNB Systems für kleine Wohngebäude

Ralf Pimiskern erklärt, dass das System nun einfacher in der Anwendung ist. Die Hauptqualitäten wurden auf die drei Säulen der Nachhaltigkeit (Ökologie, Ökonomie und soziokulturelle und funktionale Qualitäten) reduziert. Es umfasst nun nur noch 16 Kriterien, was zwölf weniger als in der vorherigen Systemversion sind. Eine wesentliche Änderung ist auch die Erweiterung des Systems auf Sanierungen. In Deutschland gibt es 16 Millionen Ein- und Zweifamilienhäuser im Bestand. Jährlich kommen knapp 100.000 neue Ein- und Zweifamilienhäuser hinzu. Dies bietet ein großes Potenzial für mehr Nachhaltigkeit. Ralf Pimiskern betont, dass die Hürden für die Einbringung von Nachhaltigkeitsaspekten bei Sanierungsprojekten oft hoch erscheinen. Das neue System soll diese Hürden überwinden, indem es einfacher anwendbar ist und sowohl Neubau als auch Sanierung in einem System kombiniert.

Zusammenführung von Sanierung und Neubau

Johannes Kreißig sagt, dass das System für Sanierung ein Derivat vom Neubau ist. Die Zielgröße, was Gebäude leisten müssen, ist gleich, unabhängig davon, ob es sich um Bestandsgebäude oder Neubauten handelt. Die Gebäude müssen alle zukunftsfähig sein. Es ist wichtig, Nachhaltigkeitsthemen über die Sanierung in diese Gebäude einzubringen, um ökonomische Themen wie Resilienz und Werterhalt zu gewährleisten.

Zielgruppen des DGNB Systems

Das System richtet sich nicht nur an Fachplaner, sondern spricht auch Architekten, Nutzende, Bauherren, Eigentümer und Mieter an. Es gibt wichtige Impulse zu Themen wie Biodiversität und Flexibilität in der Nutzung. Auch Bauträger, Bauunternehmen, Investoren und Handwerksbetriebe können von der Anwendung des Systems profitieren.

Bundesförderung für effiziente Gebäude

Seit Ende Mai ist die DGNB eine durch die Deutsche Akkreditierungsstelle (DAkkS) akkreditierte Zertifizierungsstelle. Ralf Pimiskern erklärt, dass die Anforderungen für das Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG) im Zertifizierungssystem für kleine Wohngebäude abgedeckt werden. Dies ermöglicht den Erhalt der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG). Das Siegel und das DGNB Zertifikat (mindestens in Silber) dienen dann als Nachweis für den Fördergeber.

Ergänzende Informationen

Die DGNB bietet weiterführende Informationen zum System für kleine Wohngebäude sowie digitale Infoveranstaltungen an. Interessenten können sich auf der DGNB Website über das Zertifizierungssystem informieren und den Kriterienkatalog herunterladen. Die DGNB hat alles dafür getan, dass das System einfach anwendbar ist und den Nutzen für Bauherren und Mieter in den Mittelpunkt stellt. Eine Zertifizierung lohnt sich nicht nur mit Blick auf mögliche Förderungen, sondern auch, um die Vorteile der Nachhaltigkeit im Projekt umzusetzen und für die Nutzenden spürbar zu machen. Das System ist derzeit auf kleine Wohngebäude ausgerichtet, dient aber auch als Blaupause für andere Gebäudenutzungen wie Kindertagesstätten oder kleine Bürogebäude, wo ähnliche Planungsstrukturen vorhanden sind.

Fazit

Das DGNB System für kleine Wohngebäude bietet eine umfassende und vereinfachte Lösung für die nachhaltige Sanierung und den Neubau von Ein- und Mehrfamilienhäusern. Es berücksichtigt ökologische, ökonomische und soziokulturelle Aspekte und fördert die Wohnqualität und das Wohlbefinden der Bewohner. Durch die Kombination von Sanierung und Neubau in einem System und die Erweiterung auf bis zu zwölf Wohneinheiten bietet es großes Potenzial für mehr Nachhaltigkeit im Wohnungsbau.
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