In Deutschland stehen die Zeichen auf Veränderung, wenn es um die Erreichung der Klimaschutzziele geht. Das Umweltbundesamt (UBA) spielt eine Schlüsselrolle in der Evaluierung des Fortschritts, indem es regelmäßig Projektionsberichte erstellt, die aufzeigen, wie sich die Treibhausgasemissionen (THG) des Landes unter den aktuellen und geplanten politischen Rahmenbedingungen entwickeln werden. Diese Berichte sind ein wesentliches Instrument für die deutsche Bundesregierung, um notwendige Anpassungen in der Klimaschutzpolitik vorzunehmen, mit dem Ziel, die festgelegten nationalen und internationalen Verpflichtungen zu erfüllen.Die Projektionsberichte, die integrierte Energie- und THG-Projektionen umfassen, dienen als Grundlage für die Berichterstattung an den Deutschen Bundestag, die Vereinten Nationen und die Europäische Union. Sie sind außerdem ein zentrales Element des Monitorings und der Berichterstattung gemäß Bundes-Klimaschutzgesetz (KSG) und der EU-Governance-Verordnung.Die vom UBA koordinierte Erstellung der Projektionen erfolgt durch ein unabhängiges Forschungskonsortium, das mit Hilfe eines integrierten Modellierungsansatzes die Auswirkungen der aktuellen Klimaschutzpolitik auf die THG-Emissionen bis zum Jahr 2050 abschätzt. Dabei werden die Energieverbräuche und zahlreiche weitere Indikatoren in zwei Szenarien betrachtet: dem Mit-Maßnahmen-Szenario (MMS), das die zum Modellierungsbeginn gültigen Maßnahmen berücksichtigt, und dem Mit-Weiteren-Maßnahmen-Szenario (MWMS), das zusätzlich geplante, aber noch nicht umgesetzte Maßnahmen einschließt.Die neuesten Projektionsdaten des UBA aus dem Jahr 2024 geben Anlass zur vorsichtigen Hoffnung. Sie zeigen, dass das Ziel einer Minderung der Treibhausgasemissionen um 65 Prozent bis zum Jahr 2030 im Vergleich zu 1990 in greifbare Nähe rückt. Die kumulierte Jahresemissionsgesamtmenge für den Zeitraum 2021 bis 2030 könnte um 47 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente übererfüllt werden. Jedoch wird auch deutlich, dass Deutschland seine Ziele im Rahmen der EU-Klimaschutzverordnung (Effort Sharing Regulation, ESR) um 126 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente verfehlen könnte. Zudem erscheint das Ziel der Netto-Treibhausgasneutralität im Jahr 2045 mit den derzeitigen Klimaschutzinstrumenten nicht erreichbar.Die Projektionsdaten 2024 legen offen, dass insbesondere die Sektoren Gebäude und Verkehr ihre Sektorziele bis 2030 erneut verfehlen, obgleich die Lücke geringer ist als zuvor. In der Industrie und in der Energiewirtschaft hingegen sind teilweise Zielübererfüllungen zu verzeichnen. Diese Entwicklung lässt sich auf verschiedene Faktoren zurückführen, wie die Bundesförderung für effiziente Gebäude, die Erhöhung der Lkw-Maut und die ambitionierte Umsetzung beschlossener Maßnahmen, insbesondere im Bereich der erneuerbaren Energien gemäß dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG).Trotz dieser Fortschritte wird die Notwendigkeit weiterer Maßnahmen deutlich, um die Sektorziele sowie die Gesamtziele zu erreichen. Die Projektionsberichte des UBA aus den Jahren 2023 und 2021 hatten ebenfalls auf die Lücken in der Erreichung der Klimaziele hingewiesen. Insbesondere die Sektoren Industrie, Gebäude und Verkehr zeigten auch damals bereits erhebliche Defizite auf.Der Projektionsbericht 2024, der im Mai erwartet wird, wird zusätzliche Szenarien enthalten und somit ein noch umfassenderes Bild über die zu erwartenden Entwicklungen bis 2045 liefern. Diese Informationen sind unentbehrlich für die politische Entscheidungsfindung, um auf nationaler und internationaler Ebene effektive Klimaschutzstrategien zu entwickeln und umzusetzen.Die Herausforderungen sind somit klar definiert, und es ist offensichtlich, dass die bisherigen Maßnahmen zwar Wirkung zeigen, aber nicht ausreichen, um alle Klimaschutzziele zu erreichen. Weitere Anstrengungen sind erforderlich, um die ambitionierten Ziele des Pariser Abkommens und des europäischen Green Deals zu realisieren. Der Projektionsbericht 2024 und seine detaillierten Analysen werden dabei helfen, die nächsten Schritte in der deutschen Klimaschutzpolitik zu bestimmen und umzusetzen.