Mieterstrom mit Photovoltaik: Chancen und Herausforderungen für Immobilienbesitzer

January 21, 2025
Philipp Maier
CEO - Co-Founder

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Inhaltsverzeichnis

Die Nutzung von Solarenergie in Mehrfamilienhäusern eröffnet beachtliche Möglichkeiten für eine nachhaltige und kostengünstige Energieversorgung. Mieterstromkonzepte erlauben es Vermietern, den auf dem Dach produzierten Solarstrom direkt an ihre Mieter zu liefern. In diesem Beitrag beleuchten wir die zentralen Aspekte des Themas Mieterstrom und geben praktische Hinweise zur erfolgreichen Implementierung.

Das Konzept Mieterstrom im Detail

Mieterstrom bezeichnet lokal erzeugten Strom aus erneuerbaren Energien, der ohne Nutzung des öffentlichen Stromnetzes an Verbraucher in unmittelbarer räumlicher Nähe geliefert wird. In der Regel wird der Strom durch eine Photovoltaikanlage auf dem Dach eines Mehrfamilienhauses erzeugt und direkt an die Mieter im Gebäude weitergeleitet.

Der entscheidende Vorteil liegt auf der Hand: Durch den Wegfall von Netzentgelten, Konzessionsabgaben und weiteren Umlagen kann der Mieterstrom deutlich günstiger angeboten werden als herkömmlicher Netzstrom. Gleichzeitig profitieren Mieter von einer umweltfreundlichen Stromversorgung und leisten einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz.

Rechtlicher Rahmen für Mieterstrom

Bei der Umsetzung von Mieterstromprojekten sind diverse rechtliche Vorgaben zu beachten:

EEG-Mieterstromzuschlag

Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) sieht einen speziellen Mieterstromzuschlag vor, um die Wirtschaftlichkeit von Mieterstromprojekten zu verbessern. Dieser wird für Solaranlagen bis 100 kWp gewährt, die auf oder in der unmittelbaren Nähe eines Wohngebäudes installiert sind. Die Höhe des Zuschlags variiert je nach Anlagengröße und wird jährlich angepasst.

Stromsteuerbefreiung

Ein weiterer Vorteil: Mieterstrom ist von der Stromsteuer befreit, sofern die Anlage eine Leistung von maximal 2 MW hat und der Strom im räumlichen Zusammenhang zum Gebäude verbraucht wird. Dies trägt zusätzlich zur Kostenreduktion bei.

Gewerbesteuerliche Aspekte

Vermieter sollten sich bewusst sein, dass die Einnahmen aus der Mieterstromerzeugung als gewerbliche Einkünfte eingestuft werden können. Dies kann unter Umständen zum Verlust der erweiterten Gewerbesteuerkürzung für Wohnungsunternehmen führen – ein Aspekt, der bei der Planung berücksichtigt werden sollte.

Energiewirtschaftsgesetz

Mieterstromanbieter gelten als Energieversorgungsunternehmen im Sinne des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG). Damit gehen bestimmte Pflichten einher, wie beispielsweise Melde- und Anzeigepflichten gegenüber der Bundesnetzagentur. Eine sorgfältige Prüfung und Einhaltung dieser Vorgaben ist unerlässlich.

Technische Umsetzung von Mieterstromprojekten

Die technische Realisierung eines Mieterstromprojekts erfordert spezielle Komponenten und eine durchdachte Planung:

Photovoltaikanlage

Das Herzstück ist natürlich die Solaranlage auf dem Dach des Gebäudes. Bei der Dimensionierung sollte der zu erwartende Stromverbrauch der Mieter sorgfältig berücksichtigt werden. Eine präzise Planung ist hier der Schlüssel zum Erfolg.

Wechselrichter

Der Wechselrichter wandelt den Gleichstrom aus den Solarmodulen in netzkonformen Wechselstrom um. Moderne Geräte verfügen über integrierte Energiemanagementfunktionen, die eine optimale Nutzung des erzeugten Stroms ermöglichen.

Stromzähler

Für die korrekte Abrechnung des Mieterstroms sind spezielle Zählerkonzepte erforderlich. Häufig kommen sogenannte Summenzähler zum Einsatz, die den gesamten im Gebäude verbrauchten Strom erfassen. In Kombination mit den Zählern der einzelnen Wohnungen lässt sich so der Mieterstromverbrauch präzise ermitteln.

Energiemanagementsystem

Ein intelligentes Energiemanagementsystem optimiert die Verteilung des erzeugten Solarstroms und steuert gegebenenfalls vorhandene Speicher oder Verbraucher. Dies trägt maßgeblich zur Effizienzsteigerung des Gesamtsystems bei.

Wirtschaftlichkeit von Mieterstromprojekten

Die Wirtschaftlichkeit eines Mieterstromprojekts hängt von verschiedenen Faktoren ab, die sorgfältig analysiert werden müssen:

Investitionskosten

Die Kosten für die PV-Anlage, Wechselrichter, Zähler und weitere technische Komponenten müssen zunächst durch den Vermieter getragen werden. Je nach Anlagengröße und Komplexität des Projekts können hier schnell fünfstellige Summen zusammenkommen. Eine detaillierte Kostenplanung ist daher unerlässlich.

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Strompreis und Einspeisevergütung

Entscheidend ist die Differenz zwischen dem Mieterstrompreis und der Einspeisevergütung für überschüssigen Solarstrom. Je höher diese Differenz, desto attraktiver ist das Projekt für den Vermieter. Eine sorgfältige Kalkulation unter Berücksichtigung aktueller Marktpreise und Vergütungssätze ist hier der Schlüssel zum Erfolg.

Eigenverbrauchsquote

Eine hohe Eigenverbrauchsquote, also der Anteil des vor Ort genutzten Solarstroms, verbessert die Wirtschaftlichkeit deutlich. Typischerweise werden in Mehrfamilienhäusern Eigenverbrauchsquoten zwischen 60 und 80 Prozent erreicht. Durch gezielte Maßnahmen zur Verbrauchsoptimierung lässt sich diese Quote weiter steigern.

Mieterstromzuschlag

Der im EEG verankerte Mieterstromzuschlag stellt einen wichtigen Baustein für die Rentabilität dar. Aktuell liegt er je nach Anlagengröße zwischen 2,37 und 3,79 Cent pro Kilowattstunde. Dieser Zuschlag kann den entscheidenden Unterschied für die Wirtschaftlichkeit des Projekts ausmachen.

Diese Berechnung zeigt, dass sich Mieterstromprojekte bei günstigen Rahmenbedingungen innerhalb weniger Jahre amortisieren können. Allerdings ist zu beachten, dass die tatsächliche Wirtschaftlichkeit von vielen Faktoren abhängt und im Einzelfall sorgfältig geprüft werden muss.

Vertragliche Gestaltung von Mieterstromprojekten

Die vertragliche Ausgestaltung ist ein zentraler Aspekt bei der Umsetzung von Mieterstromprojekten. Hier einige wichtige Punkte, die dabei zu beachten sind:

Mieterstromvertrag

Der Mieterstromvertrag regelt die Lieferung des Solarstroms an die Mieter. Er sollte folgende Punkte detailliert abdecken:

  • Beschreibung der Stromlieferung (Art, Umfang, Qualität)
  • Preisgestaltung und Abrechnung
  • Laufzeit und Kündigungsfristen
  • Haftungsregelungen
  • Messkonzept und Zählerablesung

Ein sorgfältig ausgearbeiteter Mieterstromvertrag ist die Grundlage für eine reibungslose Abwicklung des Projekts und schafft Rechtssicherheit für alle Beteiligten.

Integration in den Mietvertrag

Alternativ zum separaten Mieterstromvertrag kann die Stromlieferung auch in den bestehenden Mietvertrag integriert werden. Dies vereinfacht die Administration, erfordert aber die Zustimmung aller Mieter. Bei dieser Option ist besonders auf eine rechtssichere Formulierung zu achten, um spätere Konflikte zu vermeiden.

Netzanschluss- und Netznutzungsvertrag

Für die Einspeisung des überschüssigen Solarstroms ins öffentliche Netz sind entsprechende Verträge mit dem zuständigen Netzbetreiber erforderlich. Diese regeln die technischen und wirtschaftlichen Bedingungen der Netznutzung und sind unverzichtbar für den Betrieb der Anlage.

Wartungsvertrag

Ein Wartungsvertrag mit einem Fachbetrieb stellt den reibungslosen Betrieb der PV-Anlage sicher und ist oft Voraussetzung für Garantieleistungen der Hersteller. Er sollte klare Regelungen zu Wartungsintervallen, Reaktionszeiten bei Störungen und Kostentragung enthalten.

Mustervertrag: Mieterstrom Photovoltaik

Ein gut strukturierter Mustervertrag für Mieterstrom mit Photovoltaik sollte folgende Kernelemente enthalten:

  • Präambel mit Beschreibung des Projekts und der Zielsetzung
  • Vertragsparteien (Vermieter als Stromlieferant und Mieter als Stromkunde)
  • Gegenstand des Vertrags (Lieferung von Solarstrom)
  • Beschreibung der PV-Anlage und des Messkonzepts
  • Strompreis und Preisanpassungsklauseln
  • Abrechnung und Zahlungsmodalitäten
  • Laufzeit und Kündigungsfristen
  • Haftungsregelungen
  • Datenschutzbestimmungen
  • Schlussbestimmungen

Es ist ratsam, den Mustervertrag von einem Fachanwalt für Energierecht prüfen zu lassen, um rechtliche Fallstricke zu vermeiden und die Interessen aller Beteiligten angemessen zu berücksichtigen.

Herausforderungen und Lösungsansätze

Bei der Umsetzung von Mieterstromprojekten können verschiedene Herausforderungen auftreten, für die es kreative Lösungsansätze zu entwickeln gilt:

Akzeptanz der Mieter

Nicht alle Mieter sind automatisch vom Mieterstromkonzept überzeugt. Hier ist eine gute Kommunikation und Aufklärung über die Vorteile entscheidend. Informationsveranstaltungen oder persönliche Gespräche können helfen, Vorbehalte abzubauen. Transparente Informationen über Kosteneinsparungen und den ökologischen Nutzen können die Akzeptanz deutlich erhöhen.

Komplexität der Abrechnung

Die Abrechnung von Mieterstrom kann aufwendig sein, insbesondere wenn nicht alle Mieter teilnehmen. Spezialisierte Dienstleister oder moderne Abrechnungssoftware können hier Abhilfe schaffen. Eine digitale Lösung, die alle relevanten Daten automatisch erfasst und verarbeitet, kann den administrativen Aufwand erheblich reduzieren.

Wechselnde Mieter

Bei häufigen Mieterwechseln muss sichergestellt werden, dass neue Mieter reibungslos in das Mieterstromkonzept integriert werden können. Klare Prozesse und eine gute Dokumentation sind hier hilfreich. Ein standardisiertes Onboarding-Verfahren für neue Mieter, das die Vorteile des Mieterstroms hervorhebt und alle notwendigen Informationen bereitstellt, kann die Integration erleichtern.

Technische Störungen

Ausfälle der PV-Anlage oder Probleme mit der Messtechnik können die Versorgungssicherheit beeinträchtigen. Ein zuverlässiges Monitoring-System und schnelle Reaktionszeiten bei Störungen sind daher unerlässlich. Die Implementierung eines Frühwarnsystems, das potenzielle Probleme erkennt, bevor sie zu Ausfällen führen, kann die Betriebssicherheit deutlich erhöhen.

Fazit und Ausblick

Mieterstrom bietet sowohl für Vermieter als auch für Mieter attraktive Möglichkeiten, von der Energiewende zu profitieren. Trotz einiger Herausforderungen überwiegen die Vorteile:

  • Kostengünstige und umweltfreundliche Stromversorgung für Mieter
  • Zusätzliche Einnahmequelle für Vermieter
  • Beitrag zum Klimaschutz und zur Energiewende
  • Steigerung der Attraktivität der Immobilie

Mit der zunehmenden Verbreitung von Mieterstromprojekten ist zu erwarten, dass sich die rechtlichen und technischen Rahmenbedingungen weiter verbessern werden. Innovative Konzepte wie virtuelle Kraftwerke oder Blockchain-basierte Peer-to-Peer-Stromhandelsplattformen könnten in Zukunft zusätzliche Impulse für den Mieterstrommarkt liefern.

Vermieter, die sich frühzeitig mit dem Thema Mieterstrom auseinandersetzen, können sich einen Wettbewerbsvorteil sichern und gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Energieversorgung leisten. Die Kombination aus ökonomischen Vorteilen und ökologischem Nutzen macht Mieterstrom zu einem zukunftsweisenden Modell für die Energieversorgung in Mehrfamilienhäusern.

Die kontinuierliche Weiterentwicklung der Technologie, insbesondere im Bereich der Speichersysteme und intelligenten Steuerung, wird die Attraktivität von Mieterstromprojekten weiter steigern. Auch die zunehmende Digitalisierung im Energiesektor eröffnet neue Möglichkeiten für effiziente Abrechnungs- und Managementsysteme.

Für Immobilienbesitzer bietet sich hier die Chance, ihre Objekte zukunftsfähig zu gestalten und gleichzeitig von den wirtschaftlichen Vorteilen zu profitieren. Mit sorgfältiger Planung, einer soliden vertraglichen Grundlage und dem Einsatz moderner Technologien können Mieterstromprojekte zu einem Erfolgsmodell für alle Beteiligten werden.

Es bleibt spannend zu beobachten, wie sich der Mieterstrommarkt in den kommenden Jahren entwickeln wird. Mit der wachsenden Bedeutung erneuerbarer Energien und dem steigenden Bewusstsein für Nachhaltigkeit dürfte Mieterstrom eine immer wichtigere Rolle in der Energieversorgung spielen.