Mobilität im ländlichen Raum Neue Wege für eine bessere Lebensqualität

July 29, 2024
Roman Rittmann
The Growth-Engineer

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Inhaltsverzeichnis
Die Mobilität in ländlichen Räumen ist ein entscheidender Faktor für die Lebensqualität und die Attraktivität dieser Gebiete. In Deutschland nehmen ländliche Regionen etwa 65 Prozent der Gesamtfläche ein, während dort nur rund 20 Prozent der Bevölkerung leben. Die Herausforderung, diese weit verstreuten Siedlungsstrukturen zu versorgen und die Mobilität der Bewohner sicherzustellen, ist komplex und vielschichtig. Die Bedeutung des Autos in ländlichen Gebieten ist nach wie vor hoch. Eine Umfrage des ADAC aus dem Jahr 2018 zeigte, dass 86 Prozent der Menschen in ländlichen Regionen das Auto als unverzichtbar für ihre Mobilität betrachten. Dies liegt vor allem an den oft unzureichenden Angeboten des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). In rund 14 Prozent der ländlichen Gemeinden gibt es täglich nur ein bis vier Verbindungen zum nächsten Mittel- oder Oberzentrum. Während der Schulferien verschlechtert sich das Angebot noch weiter. Die Abhängigkeit vom Auto hat jedoch nicht nur ökologische, sondern auch soziale Implikationen. Menschen, die kein Auto besitzen oder fahren können – sei es aus Alters-, Gesundheits- oder finanziellen Gründen – sind oft von anderen abhängig und in ihrer Teilhabe am sozialen Leben eingeschränkt. Eine nachhaltige und sozial gerechte Verkehrswende muss daher auch den ländlichen Raum einbeziehen und alternative Mobilitätsangebote schaffen. Ein Beispiel für innovative Ansätze ist das Bundesprogramm „LandMobil – unterwegs in ländlichen Räumen“, das vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert wird. Im Rahmen dieses Programms wurden zahlreiche Modellprojekte initiiert, die verschiedene Mobilitätsbedürfnisse der ländlichen Bevölkerung adressieren. Ein zentrales Anliegen dieser Projekte ist die Verbesserung des ÖPNV-Angebots. Dazu gehören Maßnahmen wie die Einführung von Bürgerbussen, die von ehrenamtlichen Fahrern betrieben werden, und On-Demand-Angebote, bei denen Fahrtrouten und Abfahrtszeiten flexibel an den Bedarf der Fahrgäste angepasst werden. Solche flexiblen Bedienformen können besonders in dünn besiedelten Gebieten eine sinnvolle Ergänzung zum klassischen Linienverkehr darstellen. Die Digitalisierung spielt ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Verbesserung der Mobilität in ländlichen Räumen. Digitale Auskunftssysteme und Smartphone-Apps können dazu beitragen, Mobilitätsangebote bekannter zu machen und deren Nutzung zu erhöhen. Diese Systeme ermöglichen es den Nutzern, Fahrtmöglichkeiten verschiedener Verkehrsmittel zu kombinieren und direkt zu buchen, wodurch intermodale Reiseketten entstehen. Ein weiteres Projekt, das im Rahmen von „LandMobil“ gefördert wird, ist der „Azubi-Shuttle“ im Landkreis Rhön-Grabfeld. Hierbei werden Kleinbusse organisiert, deren Routen nach den individuellen Bedürfnissen der Auszubildenden gestaltet werden, um ihnen den Weg zur Ausbildungsstätte zu erleichtern. Dieses Angebot trägt nicht nur zur Mobilität der jungen Menschen bei, sondern leistet auch einen Beitrag zur Fachkräftesicherung in der Region. Ein anderes Beispiel ist das Projekt „NV-Taxi“ im Landkreis Vechta, bei dem Taxi- und Mietwagenfahrten in den ÖPNV integriert wurden. Dieses Modell verbessert das öffentliche Mobilitätsangebot vor allem abends und an Wochenenden und ermöglicht es den Fahrgästen, verschiedene Verkehrsmittel nahtlos zu kombinieren. Die Förderung solcher Projekte zeigt, dass es vielfältige Ansätze gibt, um die Mobilität in ländlichen Räumen zu verbessern. Wichtige Erfolgsfaktoren sind dabei die Vernetzung verschiedener Verkehrsträger, die Nutzung digitaler Technologien und die Anpassung der Angebote an die spezifischen Bedürfnisse der Bevölkerung. Neben der Förderung neuer Mobilitätsformen ist es auch wichtig, die bestehende Infrastruktur zu erhalten und zu verbessern. Dazu gehört die Schaffung sicherer und komfortabler Abstellmöglichkeiten für Fahrräder an Bahnhöfen und Haltestellen sowie die Möglichkeit zur Fahrradmitnahme im ÖPNV. Diese Maßnahmen können dazu beitragen, den Umweltverbund aus ÖPNV und Fahrrad zu stärken und eine umweltfreundlichere Mobilität zu fördern. Die Herausforderungen der Mobilität in ländlichen Räumen sind komplex und erfordern ein integriertes und interdisziplinäres Vorgehen. Die Zusammenarbeit zwischen Kommunen, Vereinen, Unternehmen und Ehrenamtlichen ist dabei entscheidend, um nachhaltige und bürgerfreundliche Lösungen zu entwickeln und umzusetzen. Die Modellprojekte von „LandMobil“ bieten wertvolle Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen, die auch für andere ländliche Regionen in Deutschland und darüber hinaus von Nutzen sein können. Die Sicherstellung der Mobilität ist eine zentrale Voraussetzung für die Erreichbarkeit von Arbeitsplätzen, Nahversorgungsmöglichkeiten, medizinischer Versorgung sowie Bildungs-, Kultur- und Freizeitangeboten. Durch innovative und maßgeschneiderte Mobilitätslösungen kann die Lebensqualität in ländlichen Räumen verbessert und ein Beitrag zu gleichwertigen Lebensverhältnissen in Stadt und Land geleistet werden. Die Erfolge und Erkenntnisse aus den Modellprojekten sollen in die Politikgestaltung auf kommunaler, Landes- und Bundesebene einfließen. Aber auch Initiativen, Vereine und Unternehmen können die gewonnenen Erfahrungen nutzen, um eigene Mobilitätsprojekte zu entwickeln und umzusetzen. So können die ländlichen Räume mobil gemacht und ihre Attraktivität als Wohn- und Arbeitsort gestärkt werden.