Schweiz erreicht Meilenstein in Photovoltaik mit 50 Prozent Wachstum

July 22, 2024
Roman Rittmann
The Growth-Engineer

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Schweiz steigert Photovoltaik-Zubau 2023 um 50 Prozent auf 1641 Megawatt

Der Photovoltaik-Zubau in der Schweiz hat im Jahr 2023 einen neuen Rekord erreicht. Mit einem Anstieg von 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr wurden insgesamt 1641 Megawatt neu installiert. Damit ist das vierte Jahr in Folge ein Marktwachstum von mehr als 40 Prozent zu verzeichnen. Bis Ende 2023 waren in der Schweiz Photovoltaik-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 6,4 Gigawatt installiert, die mehr als acht Prozent des Schweizer Strombedarfs deckten. Für das laufende Jahr erwartet der Verband Swissolar einen weiteren Anstieg des Photovoltaik-Zubaus auf 1800 Megawatt.

Wachstum in allen Marktsegmenten

Die Daten der "Statistik Sonnenenergie" des Bundesamts für Energie (BFE) zeigen, dass der Schweizer Photovoltaik-Markt in fast allen Größenbereichen wächst. Besonders markant war der Zuwachs im Segment Gewerbe mit 65 Prozent und bei Mehrfamilienhäusern mit 59 Prozent. Insgesamt wurden im Vorjahr rund 58.000 neue Photovoltaik-Anlagen mit einer durchschnittlichen Leistung von 28,2 Kilowatt installiert. Die durchschnittliche Leistung erhöhte sich damit um zwölf Prozent gegenüber 2022.

Der Trend zu größeren Anlagen ist sehr positiv, da dadurch der Preis pro produzierter Kilowattstunde weiter sinkt, erklärte David Stickelberger, Leiter Markt und Politik bei Swissolar. Dächer werden zunehmend vollständig für die Photovoltaik-Anlagen genutzt, was die Kosten weiter senkt.

Steigende Nachfrage nach Batteriespeichern

Auch die Nachfrage nach Batteriespeichern steigt weiter an. Die Anzahl neu installierter Systeme hat sich im vergangenen Jahr um 73 Prozent erhöht. Die durchschnittlich installierte Speicherkapazität liegt nach der Statistik bei 14,1 Kilowattstunden. 42 Prozent der neuen Photovoltaik-Dachanlagen auf Einfamilienhäusern sind demnach mit einem Heimspeicher kombiniert worden. Vermehrt würden Speicher auch in Kombination mit Photovoltaik-Anlagen im Gewerbe und auf Mehrfamilienhäusern installiert. Die insgesamt installierte Speicherkapazität stieg bis Ende 2023 auf 607.000 Kilowattstunden an.

Politische Rahmenbedingungen und Zukunftsaussichten

Für das laufende Jahr rechnet Swissolar mit einem etwas schwächeren Wachstum als in den Vorjahren. So erwartet der Verband einen Zuwachs um etwa zehn Prozent und damit eine Steigerung des jährlichen Photovoltaik-Zubaus auf 1800 Megawatt. Gebremst werde das Wachstum unter anderem durch die Unsicherheit bezüglich der neuen politischen Rahmenbedingungen, durch die wieder sinkenden Strompreise und durch den weiterhin hohen Fachkräftebedarf. Allerdings scheint der Engpass erst einmal behoben. „Die Lage hat sich gemäß unserer Branchenumfrage vom letzten März deutlich entspannt“, so Stickelberger. „Heute können Anlagen in den meisten Fällen innerhalb von sechs Monaten erstellt werden. Viele neue Firmen sind auf den Markt gekommen, neue Fachkräfte konnten gewonnen werden“, so seine Einschätzung.

Allerdings ist aktuell weit weniger Dynamik im Schweizer Photovoltaik-Markt, wenn man auf die Wachstumsraten schaut. „Auch nächstes Jahr könnte es vorübergehend ein schwaches Wachstum geben, da sich die neuen gesetzlichen Regelungen erst noch einspielen müssen“, sagte Stickelberger. Denn im Juni gab es in einer Volksabstimmung ein Ja zum Stromgesetz in der Schweiz. Darin ist ein ehrgeiziges Ausbauziel für die Erneuerbaren definiert. Neue Instrumente müssten dafür geschaffen werden, etwa die lokalen Elektrizitätsgemeinschaften (LEG), um den Verbrauch des Solarstroms im Quartier zu fördern. Auch die Befreiung der Batteriespeicher vom Netzentgelt sowie die einheitlich geregelte Abnahmevergütung für ans Netz abgegebenen Strom gehören dazu.

Herausforderungen und Lösungsansätze

Der Erfolg dieser Instrumente hängt jedoch stark von der konkreten Ausgestaltung der Verordnungen ab, die erst im November bekannt sein werden. Angesichts der Entwürfe seien noch klare Nachbesserungen notwendig. „Unsere wichtigsten Kritikpunkte an den Verordnungen waren die ungenügenden Anreize für die LEG sowie die deutlich zu tiefen Minimal-Abnahmevergütungen“, erklärt Stickelberger. „Bei den LEG erwarten wir, dass das gesetzliche Maximum von 60 Prozent bei den Rabatten zur Netzgebühr genutzt wird, und bei den Minimalvergütungen fordern wir (je nach Anlagegröße) Werte von vier bis acht Rappen pro Kilowattstunde.“ Zudem ist es nach seiner Ansicht wichtig, dass das Gesetz möglichst vollständig per 2025 zur Anwendung kommt. Dabei könnten auch Batteriespeicher durch die geplante Befreiung von der Netznutzungsgebühr weiter an Attraktivität gewinnen.

Eine Verlängerung ist aus Sicht des Verbands für den „Solarexpress“ notwendig. Darin enthalten ist die Förderung von alpinen Photovoltaik-Projekten. Diese müssen dafür aber bis 2025 mindestens zehn Prozent der geplanten Leistung ans Netz bringen. Diese Zeit sei zu knapp bemessen, denn aktuell dauern die Genehmigungsverfahren für solche Projekte noch sehr lange. Erste Bewilligungen für größere Projekte seien bereits erteilt worden. Swissolar rechnet mit weiteren in Kürze. Dennoch sei eine Verlängerung des „Solarexpress“ über 2025 hinaus notwendig.

Netzanschlüsse und Fachkräftebedarf

Auch bei den Netzanschlüssen sieht Swissolar dringenden Handlungsbedarf. „Vor allem in ländlichen Gebieten kommt es zu Engpässen und damit zu langen Verzögerungen beim Netzanschluss neuer Anlagen – oder sogar Meldungen, man dürfe nichts einspeisen“, erklärt Stickelberger. Aus seiner Sicht besteht für die Netzbetreiber über Tarifmodelle die Möglichkeit, Verbrauch und Produktion besser aufeinander abzustimmen. Oft seien auch deren Netzmodelle zu konservativ oder defensiv ausgelegt. „Dynamische Berechnungen würden zusätzliche Netzanschlüsse erlauben“, so Stickelberger weiter.

Für das laufende Jahr rechnet Swissolar mit einem Photovoltaik-Ausbau von rund 1800 MW (+10 %). Gebremst wird das Wachstum unter anderem durch die Unsicherheit bezüglich der neuen politischen Rahmenbedingungen, durch die wieder sinkenden Strompreise und durch den weiterhin hohen Fachkräftebedarf. Zum richtigen Zeitpunkt kommen deshalb die neuen Berufslehren Solarinstallateur:in EFZ und Solarmonteur:in EBA, die im August 2024 erstmals starten.

Abgesehen von kleineren Projekten an Staumauern sind große alpine Solarprojekte erst in der Planungsphase. Seit kurzem sind zwei Projekte rechtskräftig bewilligt (SedrunSolar, Vorab), weitere dürften in Kürze folgen. Für den gemäß „Solarexpress“ erforderlichen Netzanschluss von 10 % der geplanten Leistung bis 2025 ist die Zeit für viele Projekte zu knapp bemessen, weshalb Swissolar eine Verlängerung befürwortet. Außerdem müssen auch die Bewilligungsverfahren für Stromleitungen beschleunigt werden.

Mit dem Ja zum Stromgesetz vom 9. Juni wurde ein ehrgeiziges Ausbauziel für die erneuerbaren Energien definiert und entsprechende neue Instrumente dafür geschaffen. Dazu gehören etwa die lokalen Elektrizitätsgemeinschaften (LEG), die den Verbrauch des Solarstroms im Quartier fördern, die Befreiung der Batteriespeicher vom Netzentgelt sowie die einheitlich geregelte Abnahmevergütung für ans Netz abgegebenen Strom. Der Erfolg dieser Instrumente hängt jedoch stark von der konkreten Ausgestaltung der Verordnungen ab, die erst im November bekannt sein werden. Gegenüber der Vernehmlassung braucht es dabei klare Verbesserungen: Die LEG brauchen einen höheren Rabatt auf das Netzentgelt und die minimale Abnahmevergütung muss im Hinblick auf sinkende Strompreise mehr Planungssicherheit für Investoren schaffen. Zudem müssen die Netzbetreiber mittels langjähriger Abnahmeverträge für einheimischen Strom aus neuen erneuerbaren Energien stärker in die Pflicht genommen werden.

Ein großes Potenzial für den weiteren Ausbau der Photovoltaik in der Schweiz besteht auch in der Nutzung von Freiflächen und Dächern, die bisher noch nicht für die Stromproduktion genutzt werden. Swissolar setzt sich daher für eine stärkere Förderung dieser Flächen ein und fordert eine Vereinfachung der Genehmigungsverfahren.

Die Photovoltaik-Branche in der Schweiz blickt trotz der Herausforderungen optimistisch in die Zukunft. Mit den richtigen politischen Rahmenbedingungen und einer weiteren Intensivierung der Ausbildung von Fachkräften kann der Ausbau der Solarenergie weiter vorangetrieben werden. Bis 2050 könnte Solarstrom trotz steigendem Verbrauch 50 Prozent des Jahresbedarfs decken, so die Prognose von Swissolar.

Insgesamt zeigt sich, dass die Schweiz auf einem guten Weg ist, ihre Ziele im Bereich der erneuerbaren Energien zu erreichen. Der kontinuierliche Ausbau der Photovoltaik und die steigende Nachfrage nach Batteriespeichern sind positive Entwicklungen, die zur Stabilisierung und Sicherung der Stromversorgung im Land beitragen. Mit weiteren Investitionen und politischen Maßnahmen kann die Schweiz ihre Position als Vorreiter im Bereich der erneuerbaren Energien weiter ausbauen und einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten.